Stellungnahme

Verbindungen von Dr. Michael Winterhoff zum Kleiner Muck e.V.

Anlässlich der Berichterstattung zur Prozesseröffnung gegen den ehemaligen Bonner Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Michael Winterhoff ergeben sich berechtigterweise Fragen, ob und in welcher Form dieser mit dem Kleiner Muck e.V. verbunden war oder ist. Diese Stellungnahme des Vereinsvorstands möchte hierzu einen Überblick geben.

Nicht im Gerichtsprozess, aber in den Medien stehen auch Vorwürfe gegen den Kleiner Muck e.V. im Raum, die vielen Menschen Anlass zur Sorge geben - dies ist nur zu gut verständlich. Auf diese Sorge haben wir eine Antwort: Die Pädagogik, für die der Verein steht, will jungen Menschen und Familien ein Hineinwachsen in die Welt ermöglichen. Grundlage des Verhältnisses zwischen den Pädagog:innen und den Menschen, die uns anvertraut sind, ist unser Leitbild. Wir wollen das Leben in und Erleben von Gemeinschaft fördern, um den jungen Menschen den Rückhalt zu geben, sich mit den wachsenden Herausforderungen ihres Lebens angemessen auseinanderzusetzen. Wir tun dies mit einem uneingeschränkten „Angenommen werden“, mit allen Stärken und Schwächen des Einzelnen. Dies ist die Basis unseres Handelns in allen unseren Einrichtungen und Angeboten.

Der Kleiner Muck e.V. versteht sich als sozialpädagogische Plattform für ein breites Spektrum  an unterschiedlichen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und der Jugendarbeit. Der Verein bietet in Bonn Bildungsangebote für junge Familien an, junge Menschen können sich in Offenen Jugendtreffs engagieren oder Jugendkulturprojekte gestalten, in fünf offenen Ganztagsschulen und einer Kindertagesstätte sorgen wir für Bildung und Betreuung von Kindern, wir bieten ambulante Hilfen zur Erziehung (Erziehungsberatung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Soziale Gruppenarbeit) an. Neben diesen Angeboten gibt es seit 1994 in Bonn und der Region auch Stationäre Hilfen zur Erziehung in Form von heute sieben Wohngruppen.

Herr Dr. Winterhoff ist seit 1995 Mitglied des Kleiner Muck e.V. Da der Verein bereits im Jahr 1986 gegründet wurde, ist festzuhalten, dass Herr Dr. Winterhoff den Verein nicht gegründet hat oder an dieser Gründung beteiligt war. Anderslautende Aussagen in der Presse sind falsch. Diese Aussagen werden weiterhin wiederholt, trotz korrigierender Hinweise Seitens des Vereins und der öffentlich einsehbaren Einträge beim Vereinsregister des Amtsgerichts.

Herr Dr. Winterhoff war von 2003 bis 2021 ehrenamtlich im Vorstand des Kleiner Muck e.V. tätig. Er war im Unterschied zum geschäftsführenden Vertretungsvorstand Teil des sogenannten erweiterten Vorstands und hatte damit keinen Einfluss auf die rechtsgeschäftliche Vertretung oder die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vereins. Aufgrund der Presseberichte im Jahr 2021 ist Herr Dr. Winterhoff auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden.

Ausschließlich im Bereich Stationäre Hilfen zur Erziehung  des Vereins engagierte sich Herr Dr. Winterhoff durch die ehrenamtliche Beratung der Wohngruppenteams. In den übrigen Bereichen gab es seinerseits kein Engagement auf fachlicher Ebene.

Weder für die Vorstandsarbeit noch für seine ehrenamtliche Beratungstätigkeit in den Wohngruppen hat Herr Dr. Winterhoff eine Vergütung erhalten.

Alle Fragestellungen des ärztlichen Auftrags und der ärztlichen Behandlung für das einzelne Kind bzw. den einzelnen Jugendlichen wurden nur durch Herrn Dr. Winterhoff mit den Sorgeberechtigten, d. h. mit den Eltern oder Vormündern besprochen und abgestimmt. Die Vergütung der ärztlichen Tätigkeit erfolgte durch die jeweiligen Krankenkassen.

Die Beratung der Wohngruppenteams durch Herrn Dr. Winterhoff ist 2021 eingestellt worden. Zahlreiche Sorgeberechtigte und die Jugendämter verschiedener Kommunen haben die Betreuung der Kinder und Jugendlichen in den Wohngruppen des Kleiner Muck e.V. aufgrund der im Raum stehenden Vorwürfe beendet.

Nach einer Zeit der Auseinandersetzung hat es eine Hinwendung zur einer ressourcenorientierten systemischen Sozialpädagogik gegeben. Fremdexpertise hat heute keine steuernde Bedeutung in der Arbeit der Wohngruppen. Weiterhin gibt es mehrere externe Supervisor:innen, die für eine Absicherung der pädagogischen Qualität sorgen. Die therapeutische Versorgung der jungen Menschen erfolgt durch eine Vielzahl von Kinder- und Jugendpsychiater:innen, die keine weiteren Aufgaben beim oder sonstige Beziehungen zum Kleiner Muck e.V. haben. Veränderungen wie diese haben es möglich gemacht, dass Sorgeberechtigte und Jugendämter wieder das Vertrauen gefunden haben,  Kinder und Jugendliche in die Obhut der Stationären Hilfen zur Erziehung des Kleiner Muck e.V. zu geben. Ein in 2024 veröffentlichtes Gutachten des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Bundesstadt Bonn zeigt, dass wir mit unserem veränderten Handeln auf dem richtigen Weg sind.

Es ist vor dem Hintergrund der sensiblen Thematik und der offensiven Berichterstattung wichtig, sich in Geduld zu fassen, nicht in unüberlegten Aktionismus zu verfallen und die Dinge in der richtigen Reihenfolge zu tun. Der Vorstand hat sich daher entschlossen, vor und während des laufenden Prozesses gegen Dr. Michael Winterhoff keine Erklärungen abzugeben, die als Beeinflussung oder Vorverurteilung zu verstehen wären. Der Vorstand setzt vielmehr das Vertrauen in das Gericht, auch unter notwendiger sachkundiger Beratung eine angemessene Bewertung der gesamten Problematik vorzunehmen.

Im Bereich Stationäre Hilfen zur Erziehung wird es nach der rechtlichen Klärung durch das Gericht erneut eine kritische Auseinandersetzung mit den damaligen Konzepten und dem sozialpädagogischen Handeln in den Wohngruppen geben. Einem ersten Ansatz im Jahr 2022 soll ein umfassender Prozess folgen. Wir möchten dann aktuellen und ehemaligen Bewohner:innen, Mitarbeiter:innen und anderen an diesen Fragen Beteiligten den Raum geben, sich mit ihrer (persönlichen) Geschichte einzubringen.

Bonn, 21. Februar 2025

Vorstand Kleiner Muck e.V.

Ihr Ansprechpartner

Bernd Siebertz
Vorstandsvorsitzender
Tel. 0228-921 27 0
bernd.siebertz(at)kleiner-muck.de